Eine seeeehr lange Reise. oder Wie man einen Süßwarenladen in Australien eröffnet. – Teil 1

Vorab (und nur für alle, die das hier lesen und meine Familienverhältnisse nicht so gut kennen) hier die Protagonisten:

  • Nikita – ja, das bin ich! 🙂
  • Papa – Michael, mein Vater
  • Mama – Marina, meine Mutter
  • Alex – mein Bruder, nach Australien ausgewandert, der „quasi“-Grund unserer Reise
  • Sevda – Alex‘ Freundin

Endlich geht es los.

Nach ein paar wirklich sehr anstrengenden Wochen geht es endlich los. Prüfungen geschafft, Semesterferien. Auch der kleine Umzug in Schwerin hat mit ein wenig Hilfe einigermaßen reibungslos geklappt. Der Koffer ist gepackt. Alles bereit. Um 10:50 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Es regnet, der Koffer zieht ungewollte Aufmerksamkeit auf sich, ich bin sau müde. Ein wenig verwundert bin ich ja doch das meine Mutter noch nicht angerufen hat: in den letzten Tagen habe ich dauernd größtenteils hysterische Anrufe entgegennehmen müssen. Meistens sehr kurz, ein Satz im Befehlston, dann auch schon aufgelegt. Bis jetzt war das Handy still. Das erscheint mir komisch, also ergreife ich die Initiative und wähle. Es dauert tatsächlich ein wenig bis jemand ran geht, aber es scheint alles in Ordnung zu sein. Sie steht am Bahnhof, Papa bringt das Auto weg. 5 Minuten später komme ich auch an.

Bäckerei Junge versorgt uns mit belegten Brötchen, Kaffee und heißer, weißer Schokolade. Irgendwann wird es schon Zeit zum Bahnsteig zu gehen, natürlich hat der Zug knapp 8 Minuten Verspätung. Die Fahrt an sich verläuft ruhig. Ich höre Musik und schaue mir die Landschaft an. Eine stabile Internetverbindung kann man in diesem Teil der Erde ja eh nicht erwarten, also versuche ich es gar nicht erst. Meine Eltern schnattern hinter mir rum und lassen ab und zu ein paar Fragen zu mir nach vorne wehen.

Hamburg Hbf. Ein Chaos, nichts neues. Die S-Bahn finden wir nicht gleich beim ersten Anlauf; mein Fehler, aber da stand halt S-Bahn. Ist nur die Falsche. Natürlich bin ich jetzt daran Schuld das wir die beiden 29kg und meinen 19kg Koffer wieder rauf schleppen müssen, es hagelt gehässige und besserwisserische Kommentare. Naja, dann bin ich eben ruhig. Wir stehen jetzt richtig, die Bahn kommt, die nächste Diskussion geht los. Fahren jetzt die 3 vorderen Waggons zum Flughafen oder die drei letzten? Ich weiß von nichts, nicht mal das es hier wichtig ist wo man einsteigt. Also einfach der Mutter hinterher, „der General“ weiß Bescheid. Endlich wieder sitzen. Wir sehen aus wie Auswanderer, dabei geht es ja nur einen Monat weg.

Also zur Info: ich habe einen wunderschönen, nagelneuen und ultra coolen grünen Koffer, frisch bestellt bei Amazon. Dazu einen lässigen Rucksack von Billabong. Zum Inhalt komme ich später. Mein Vater hat irgendeinen alten Rucksack von Alex auf dem Rücken, dazu einen ebenfalls ur-alten Koffer der wirklich aus einem amerikanischen Film aus den 80igern stammen könnte. Meine Mutter setzt noch einen drauf: sie hat zwei Koffer! Einen ebenfalls grünen, ebenfalls ultra coolen aber nicht ganz so nagelneuen (jedoch etwas größeren) und dazu einen kleinen, stylischen Roten als Handgepäckstück. Achso, und natürlich die obligatorische Handtasche – wen interessieren schon die Vorgaben und Limits der Airline.

Wieder ist es eine sehr entspannte Fahrt. Mein Vater muss noch irgendwas arbeiten und blättert in einem Büchlein, meine Mutter und ich führen ein wenig small talk. Beim Flughafen steigen wir aus. Wieder diese Diskussionen. Welche Richtung? Zu welchem Gate müssen wir eigentlich? Zum Glück hat meine Mutter mir die E-Mail mit den Flug-Infos weitergeleitet; ich schaue fix nach. Links lang. Ein riesengroßer Fahrstuhl bringt uns nach oben. Bei uns: ein älteres Ehepaar und eine junge Frau, die nur guckt, aber nichts sagt. Die ältere Frau ist aufgedreht. Sie weiß einfach nicht wo genau man denn nun los fliegt, unten oder oben?! Und auch die beruhigenden Antworten von uns, das oben schon richtig ist, helfen nicht. Die Tür geht auf, sie will aussteigen. Alle wollen sie aufhalten, doch sie meint da steht 1 auf der Anzeige und sie muss ja zum Gate 1. Es dauert ein wenig bis sie beruhigt in die 2. Etage mit fährt und einsieht, dass alle Abflüge oben erfolgen, egal ob Gate 1 oder 9 ¾. Oben angekommen fängt meine Mutter plötzlich an. „Sind wir hier richtig oder noch weiter hoch?“. Ich bin genervt. „Höher geht’s nicht mehr.“. Die junge Frau grinst.

Geschafft. Nur noch die Koffer abgeben und dann warten. Kann ja nicht so schwer sein. Tja, denkste. Die Schlange vor dem Checkin ist zweigeteilt. Rechts Passagiere die vorher online eingecheckt haben, links alle anderen. Meine Mutter erzählt jetzt ganz nebenbei, dass sie das alles nicht so recht gecheckt hat und versucht hat, bei Quantas einzuchecken. Ging nicht, und bis sie auf die Idee kam es bei Emirates zu versuchen waren quasi alle Plätze schon belegt. Fazit? Wir sitzen nicht zusammen! Ich bin gelinde gesagt enttäuscht, aber was solls.
Nun also die Koffer abgeben. Eine sehr nette Frau erklärt uns das wir an die viel kürzere Schlange mit den „Online-Checkers“ gehen dürfen. Fast vorne angekommen kommt eine zweite Frau. Sie will die Tickets sehen. Meine Mutter streckt selbstbewusst ihr Handy vor, glücklich, dass wenigstens diese Aufforderung schnell erfüllt werden kann. Nix is, die Frau meint wir seien hier falsch, eingecheckt haben wir nämlich doch noch gar nicht, das sieht sie alles auf dem iPhone meiner Mutter. Ahja. Letztere beharrt unbeirrt sie hätte aber eingecheckt, ganz sicher. Ob nun wegen der energischen Bekundungen meiner Mutter oder weil mein Vater im Hintergrund leidend schaut, die Frau hat erbarmen und lässt uns wo wir sind.

Beim Checkin stellt sich heraus das wir doch eingecheckt sind. Meine Mutter triumphiert. Die Koffer sind nicht zu schwer: 29,8kg; 29,2kg und 19,7kg. Das Handgepäck ist zu schwer, der Typ zuckt aber nur mit den Schultern und wünscht uns einen guten Flug. Wir verschwinden schnell bevor er es sich anders überlegt. Wohin? Hm, Kaffee bei McCafé! Für mich gab’s dann Eis 😉

Der Sicherheitscheck läuft erstaunlich flüssig. Ich bin beeindruckt von den Körperscannern, das erste Mal, das ich diese Teile sehe und benutze. Natürlich gibt es bei meinen Sachen wieder was zu meckern, immerhin habe ich genug Akkus für Laptop, Handy und Co. dabei um eine knappe Woche ohne Strom zu überleben. Und bestimmt nochmal doppelt so viele Kabel. Wer weiß was man daraus alles böses bauen könnte! Also mit dem Rucksack zur Visite. Und dann der Sicherheitsmensch so: „Also, die Pickups können nicht mit!“. Ihr solltet mein Gesicht sehen. Der Typ und meine Mutter kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen, ich begreife das ich gerade auf den Arm genommen werde. Tzz…

Another Mission accomplished. Was soll jetzt schon noch passieren, immerhin hab ich das Alles ja schon gefühlte 100x hinter mich gebracht. Meine Mutter rennt zu den Kosmetika und danach zu den Zeitschriften. Ich begleite meinen Vater in Richtung Gate (rechts rum) und suche dabei nach einem bestimmten Audio-Adapter; irgendwo hier muss ja schließlich auch ein Elektronik-Laden sein neben unendlich vielen Klamottenläden unterschiedlicher überteuerter Marken. Die Klamotten von denen kommen eh aus der gleichen Fabrik wie die von H&M und New Yoker. Nix da, auf dieser Seite keine Elektronik. Also wieder zurück zu meiner Mutter. Sie kauft mir noch eine Geo für eine horrend hohe Summe und begleitet mich dann ihrerseits auf die andere Seite des Flughafens (diesmal also links rum). Wieder nichts. Keine Elektronik im Duty Free Bereich. Schade, was solls. Noch eine Passkontrolle hinter uns gebracht und wir sind endlich am Gate.

Und wer sitzt da direkt hinter mir? Die doch irgendwie gar nicht so junge, grinsende Frau aus dem Fahrstuhl. Und was macht die? Mich angrinsen. Ich frage mich ob sie eigentlich ständig nur grinst und nehme mir vor, dass zu beobachten.

Es geht los. We’re now boarding Flight „Ichweißnichtmehr“ to Dubai. Es wird nach Boarding-Bereichen geboardet. Jeder hat dazu so einen hübschen kleinen Buchstaben auf seinem Ticket. Bei A (First Class, Premium) geht’s los, dann kommt B (Business), C und immer so weiter. Was haben wir? F!!! Meine Mutter springt natürlich schon bei C auf. Sie verstehe ja eh nichts. Die doch nicht so junge Frau grinst. Endlich geht es rein.

 

Weiter geht’s später, im nächsten Post 🙂 Enjoy and leave a comment!

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